Sonntag, März 04, 2007

wos da baua nit kennt, des frisst a nit


Amadea, kommst du mit zum Running Sushi?
Nun hör mir mal gut zu, meine Liebe.
Ich erzähle dir nun eine kleine Geschichte.
Mein Urururururgroßvater war ein Höhlenmensch. Eines Tages entdeckte sein Freund durch Zufall, dass die Forelle besser schmeckte, wenn man sie briet. Das gefiel meinem Urururururgroßvater.
Und von da an aß mein Urururururgroßvater nie mehr eine rohe Forelle und nie mehr ein rohes Schwein oder eine rohe Kuh.
Und ich halte es wie mein Urururururgroßvater und esse weder Forelle noch irgendwelchen anderen Fisch noch irgendein anderes Tier roh.
Du warst noch nie beim Running Sushi, Amadea?
Nein, war ich nicht, und werde ich auch nicht hingehen.
Sushi kann mir gestohlen bleiben. Egal ob es läuft oder nicht.
Wenn ich mir vorstelle, dass wir in Österreich rohen Fisch essen, wo wir doch nicht einmal einen ordentlichen großen See haben, der uns allein gehört, da wird mir eh gleich übel.
Da kommt dann der oder das Sushi - keine Ahnung, welches Geschlecht dieser Fisch hat - von Japan nach Österreich.
Klar, dass er es eilig hat, gegessen zu werden.
Darum heißt er auch Running Sushi.
Und wenn du den Fisch dann gegesssen hast, dann wirst du zur Running Uschi.
Weil da kannst du schauen, dass du schnell zu einem Klo kommst.
Ich werde niemals zum Running Sushi gehen. Ich gehe auch nicht zum Walking Sushi. Und auch wenn der Sushi sitzt, bin ich nicht interessiert an ihm.
Wozu haben wir Ofen, Backrohr und Mikrowelle?

Derzeit ist grad roher Fisch in.
Vor Jahren war rohe Kuh modern.
Da hatten wir diese rohen Fleischlaiberl. Dieser Patzen Faschiertes auf dem Teller mit einem rohen Ei obendrauf und einem Petersilienstängl garniert.
Und sauteuer, dieses Beef Tatar.
Ich hatte damals ein Date. Als das Mad Cow Tatar noch Beef Tatar hieß. Als ich in Salzburg lebte. Mit einem Croupier. Mit dem lebte ich nicht, um das klar zu stellen, mit dem hatte ich ein Date.
Er ging mit mir damals in das feinste Lokal der Stadt. Hoch oben mit wunderbarem Blick auf die Altstadt.
Natürlich wollte er mich herum kriegen.
Mann geht immer in ein Fünf-Sterne-Restaurant, wenn er Frau herumkriegen will.
Aber Frau merkt das und Mann sollte sich merken, dass Frau das merkt. Doch das nur so nebenbei.
Ich war damals eine arme und kulinarisch unbedarfte Studentin, die nur Mensa-Essen gewohnt war. Ich war überwältigt vom schönen Ambiente, den Kerzen, der Musik und den Preisen auf der Speisekarte. Und von dem feschen Mann.
Ich war mir fast sicher, dass ich mich herumkriegen lassen würde.
Dieses Fast-Sicherheitsgefühl dauerte genau bis zum Eintreffen der Vorspeise an.
Ich hatte mir einen Salat bestellt und der Croupier ein Beef Tatar.
Ich kannnte das nicht.
Als der Ober servierte, erstarrte ich.
Mir blieb der Mund offen stehen, als ich sah, wie sich der Croupier genüsslich rohes Ei und faschierte rohe Kuh in den Mund schob.
Aus war’s mit der Romantik.
Ich hatte eine Horrorvision.
Ich sah wie er mich küssen wollte, draußen, draußen vor dem Fünf-Sterne-Restaurant, hoch über der Stadt kurz vor dem Einsteigen ins Auto.
Ich sah, wie sich sein Mund dem meinigen näherte, in Zeitlupe, die blutigen Fleischreste zwischen den Zähnen, der Schlund blutig-schleimig von Ei und roher faschierter Kuh. Schon spürte ich die Mischung aus Speichel, Ei, Blut und rohem Fleisch an meinen Lippen, in meinem Mund.
Ich starrte ihn an. Da saß er – er lächelte. An seinem Mundwinkel klebte ein kleines Stück Faschiertes.
Ich sprang auf.
Ich lief hinaus und lief und lief und lief und lief....

Vor einigen Tagen hatte ich diesen Traum.
Ich war im Casino.
Und da war dieser Croupier. Und auf einmal sah ich es. Als er lächelte. Unzählige Fischgräten zwischen den Zähnen, rohe Fischfetzen in seinen Mundwinkeln. Und er starrte mich an, mit kalten Fischaugen.
Ich sprang auf.
Ich lief hinaus und lief und lief und lief und lief…..

Und gestern fragt die mich wieder.
Amadea, kommst du morgen mit zum Running Sushi? Wir gehen nachher ins Casino. Es ist Damentag. Und da ist dieser hübsche Croupier.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

liebe amadea.
eine der ödesten fragen am montag vormittag, die ich mir stelle, obwohl ich ja weiß, wie sehr ich diese frage hasse: "was koche ich heute?"
eins steht jetzt fest: heute gibt es vegetarisches (für die kinder, ich werd heute fasten)
annanym