Mittwoch, März 15, 2006

katzenjammer

Ich habe seit jeher ein gestörtes Verhältnis zu Katzen. Egal, ob sie männlich oder weiblich sind, es passt einfach nicht.
Meine erste Erfahrung mit einer Katze hatte ich, als ich schwanger war. Mein Exmann brachte eine Katze nach Hause, die er irgendwo aufgelesen hatte.
Und gleich darauf fragten mich meine Freundinnen, ob ich denn nicht wisse, wie gefährlich Katzen für Schwangere seien.
Ich hatte die schlimmsten Albträume. Dass ich die Katze zerkleinerte und einfror. Immer wieder diesen Traum. Jedes mal erwachte ich schweißgebadet.
Er war ein Kater. Wir nannten ihn Fellini. Fellini war gestört, durch und durch. Er lauerte mir in der Diele auf, saß mitten da und starrte mich an. Wenn ich vorbeiging bzw. vorbeigehen wollte, sprang er auf und biss mir in den Fuß.
Ich hatte panische Angst vor ihm.
Nur wenn ich Futter hatte oder beim Kochen war, kam er angeschlichen, tat auf nett und lieb und treuherzig, bis ich ihm einen Happen gab.
Er schnappte den Leckerbissen und verschwand. Verzehrte ihn außerhalb meines Blickfeldes.
Wenn der Exmann nicht da war, war Fellini besonders bösartig. Buddelte in Blumentöpfen, warf Bücher vom Regal und zerbrach meine Lieblingsvase.
Er knabberte an allem, was man liegen ließ, egal ob Käse oder Brot. Fleisch und Schinken durfte man keine Sekunde liegen lassen.
Als ich einmal während des Kochens ein Telefongespräch entgegen nahm, knabberte Fellini die vorbereiteten Steaks an. Das schlimme daran war, dass er nicht nur eines verspeiste, sondern von jedem ein Stück abbiss.
Nach einiger Zeit begann er zu markieren.
Überall in der Wohnung. Ich flippte aus – durch jedes Zimmer kriechend, mit einem Putzlappen und Desinfektionsmittel bewappnet, in jede Ecke schnuppernd, machte ich mich jedes Mal auf die Suche nach den stinkenden Lusttropfen des Katzenviehs.
Als ich dem Exmann den Vorschlag machte, ihn kastrieren zu lassen, bekam ich nur die Antwort: Was man nicht will, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.
Er identifizierte sich mit seinem Kater. Es war sein Kater, nicht meiner. Ich wollte mit dem Vieh nichts zu tun haben. Ich hasste ihn.
Eines Tages wurde er von einem Auto überfahren. Er schleppte sich mit letzter Kraft nach Hause und verstarb dann. Das tat mir dann doch sehr leid. Ich bin ja kein Unmensch.
Der Exmann war untröstlich. Er, der sonst seine Gefühle immer unter Kontrolle hatte, weinte wie ein Schlosshund. Zwei Tage lang. Dann war eine neue Katze da.
Automatisch tauchte der Gedanke auf, wie es wohl wäre, wenn mich das Auto erwischt hätte.
Diese neue Katze, ein Weibchen, nannten wir Ophelia. Frei nach Hamlets Mutter. Den Namen durfte ich aussuchen. Ophelia schien lieb und nett zu sein. Doch nach einiger Zeit zeigte sie ihren wahren Charakter. Ein hintertückisches Stück, eine Furie.
Sie hasste mich. Und ich hasste sie.
Wenn der Exmann im Wintergarten seine Zeitung las, saß sie ständig neben ihm. Wenn er sie kurz anschaute, schnurrte sie sah ihn voll Ehrfurcht und Demut an. Mich würdigte sie keines Blickes. Sie ignorierte mich. Dem nicht genug. Wann immer der Exmann nicht da war, sei es auf Fortbildung oder Exkursion, schleppte sie tote Mäuse, Vögel an, hatte Durchfall oder Erbrechen. Und komischerweise immer auf dem weißen Teppich im Wohnzimmer.
Sie schleppte halbe, verweste Hasen an, einmal sogar ein totes Huhn, legte die Beute immer in das Eck im Wintergarten, das schwierig zu erreichen war, weil davor all die großen Pflanzen standen. Hatte ich dann alles weggeräumt, um das tote Tier an mich zu nehmen, tauchte Ophelia aus dem Nichts aus, sauste blitzschnell an mir vorbei, schnappte sich den Kadaver, verkroch sich unter dem Esstisch und bewachte die Beute. Wollte ich mich nähern, so fauchte sie mich an wie eine Löwin.
Wenn ich die Hilfe meiner Söhne nicht gehabt hätte, wäre es niemals gelungen, all diesen toten Tiere zu fangen und wegzuwerfen.
Sie schlief auch in unserem bett, was mich zur Weißglut brachte.
Sie machte das geschickt. Zur Schlafenszeit war sie nicht aufzufinden. Nirgends.
Man konnte sie auch nicht heranlocken, weder mit einem stück Fleisch mit irgendetwas anderem.
Und dann, auf einmal, mitten in der Nacht, erwachte ich von lautem Schnurren. Sie lag neben mir am Kopfpolster des mir damals noch Angetrauten. Meine Wut war so groß, dass an Schlafen nicht mehr zu denken war.
Sobald ich das Licht einschaltete, verkroch sie sich in der hintersten Ecke der Couch, die im Schlafzimmer stand.
Ich fluchte, weinte vor Zorn und gab nach einiger Zeit die Verfolgung auf, begab mich in mein Bett und fand schwer wieder Schlaf.
Wenn ich spät nach Hause kam, lag sie auf meinem Kopfpolster, starrte mich gehässig an und ich konnte sie nur schwer verjagen.
Ich weiß gar nicht, wie oft es wegen der Katzen, die wir hatten, Ehekrisen gab.
Das Leben mit Katzen hatte mit dem Auszug aus dem gemeinsamen Haus ein Ende. Wie wunderbar, ein Leben ohne Katze.
Seit kurzem gibt es wiederum eine Katze in meiner näheren Umgebung. Und sie nervt mich ebenfalls. Sie wohnt im Stiegenhaus weil ihre Besitzerin selten da ist.
Sobald ich meine Wohnungstür öffne, saust sie an mir vorbei in meine Wohnung, verkriecht sich ganz hinten unter der Couch und nur mit größter Mühe kann ich sie hervorlocken.
Es ist paradox – ich besitze keine Katze und habe doch ständig Katzenfutter im Haus.
Sie heißt Lilli, ist zu fett und ebenfalls hinterlistig.
Und sie ärgert mich absichtlich. Sie sitzt nachts, wenn ich manchmal spät heimkomme, auf dem Fußabstreifer vor meiner Tür und gibt mir unmissverständlich zu verstehen, dass sie das Recht dazu hat.
Und weil das Licht im Treppenhaus defekt ist und manchmal nicht funktioniert, stolpere ich beim Aufsperren meiner Wohnungstür fast jedes Mal über das Vieh, mit dem Ergebnis, dass die Katze vor mir in die Wohnung saust und ich eine halbe Stunde mit schmeichelnden Worten und großer Wut im Bauch mit wertvollen Vitaminen angereicherten Käse-und-Geflügel- Katzen-Knusperkissen versuche, sie loszuwerden. Was mir manchmal gelingt. Gott sei Dank.
Laut will ich das ja nicht aussprechen.
Aber vielleicht erwischt sie ja mal einen Vogel. Mit diesem Virus.
Wenn nicht, drehe ich ihr irgendwann den Kragen um.
Ist Halsumdrehen einer Katze eigentlich Mord?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hi Anna, tja das mit den Katzen ist so eine Sache. Aber der liebe Gott hat für jedes Wesen einen Sinn gesehen, oder ?! Katzen könne auch lieb sein, obwohl ich 3 Hunde habe und Katzen auch nicht leiden kann, sind sie eigentlich ganz süß. Holla Holla Katzabolla ! Und wenn die Katze Dich ärgert - schmeiß sie aus dem Fenster sie überlebt (sofern`s ein Einfamilenhaus ist)! Ciao Tim