Mittwoch, März 01, 2006

der sturm

Dann hörte sie das Tosen. So laut, dass sie zitterte. Ihre Uhr warstehen geblieben. Sie war zu müde gewesen, sie aufzuziehen.
Sie wusste, dass die Zeit durch den Sturm stehen geblieben war.
Je länger der Sturm andauerte, desto leichter wurde ihr Kopf. Wochenlang war er schwer gewesen wie ein Stein, nun fühlte sie ihn unsagbar leicht.
Sie hatte Angst, er könnte sich ablösen und wegschweben. Als sie blinzelte, sah sie eine Seifenblase in ihrer Hand. Der Schmerz in ihrem Kopf hatte nachgelassen, stattdessen fühlte sie eineSchwerelosigkeit.
Die Schnüre, die sie auf der Erde festgehalten hatten, waren zerschnitten worden und nichts würde wieder so sein wie früher.
Sie war abgelöst von allem, weg von der Illusion der Normalität.
Sie schlief nicht. Sie glaubte jedenfalls, dass sie nicht schlief. Sie konnte es nicht sagen. Sie fühlte das Fieber im ganzen Körper. Innen und außen. Erinnerungen, Gedanken an ihre Mutter, ihr Gesicht, der leidende Ausdruck.
Schrie sie oder war das der Wind, der in ihren Ohren stöhnte? Ihre Augen schmerzten vor Müdigkeit. Wie hatte sie je in diesem Bett schlafen können?
Es brannte wie Feuer auf ihrer Haut, wann immer sie sich bewegte. Es gab niemanden, der sie beschützte. Sie wollte einschlafen, hatte aber gleichzeitig Angst davor.
Langsam dämmerte es. der Himmel war noch schwarz. Der Wind hatte sich gelegt. Sie wurde
ruhig, war erschöpft, ausgelaugt.
Sie sah hinaus und sah die Menschen in Regenmänteln gehen.
Es klopfte. Sie war überrascht, ihre Stimme zu hören.
Sie klang älter.
Es war, als wären in dieser Nacht Jahre vergangen.
Hattest du Angst? - hörte sie fragen. Aber nein, es war doch nur ein Sturm.
Sie würde lernen, auf sich selbst aufzupassen.

1 Kommentar:

-K- hat gesagt…

Very nice photo.