Donnerstag, Februar 23, 2006
spit or swallow
Es geht um den Kaugummi.
Meinen Söhnen habe ich im Kleinkindalter eingeschärft, niemals einen Kaugummi auszuspucken oder zu schlucken.
Ich ersparte ihnen den warnenden Satz meiner Großmutter, dass sämtliche Eingeweide zammpicken und das Risiko, innerhalb eines Jahres eine Blinddarmentzündung zu bekommen, um das Hundertfache erhöht ist.
Ich erzählte ihnen, dass Vögel, die Kaugummi verschlucken, eines qualvollen Todes sterben.
Ich argumentierte mit den unliebsamen Flecken, die entstehen, wenn die Kaugummis auf dem Trottoir breitgetreten werden, und von den Problemen, die bei der Beseitigung der Gummimasse entstehen.
Im Londoner Stadtteil Westminster kleben 300 000 gumbusters.
Die Stadt Liverpool hat sich anscheinend für eine Einführung einer Kaugummisteuer ausgesprochen, um dem grauslichen spitting image Herr zu werden. In Japan muss man sogar mit einer Gefängnisstrafe rechnen, wenn man den Kaugummi ausspuckt
Ein Kaugummi, wenn er schal schmeckt, gehört in ein kleines Fetzerl Papier eingewickelt, in den nächsten Mistkübel entsorgt oder aber in der Tasche verwahrt wenn grad kein Mistkübel rumsteht.
Das mit dem Kaugummi ist so eine Sache.
Eigentlich ist ein Kaugummi etwas Wunderbares. Er reinigt die Zähne nach der vormittäglichen Jause, schafft frischen Atem und ein sauberes Gefühl im Mund.
Das Problem ist, dass der frische Geschmack nach einigen Minuten weg ist.
Und dann gehört der Gummi eben in ein Papierl gewickelt und danach in den Restmüllkübel.
Aber man hat nicht immer ein kleines Papierl und erst recht keinen Restmüllkübel dabei.
Und da beginnt die Tragödie.
Ihn mit Hilfe der Finger wegzuwerfen gelingt selten.
Er klebt zuerst am rechten Zeigefinger, danach zwischen linkem Daumen und Mittelfinger und im schlimmsten Fall auf einer der Handflächen.
Die einzige Möglichkeit in diesem Fall ist, ihn wieder in den Mund zu nehmen, ihn bei der nächsten Gelegenheit in eine dunkle Ecke zu spucken, und das schlechte Gewissen ob der Umweltverschmutzung und fehlender Manieren zu verdrängen.
Und hygienisch ist es ja auch nicht, am Kaugummi minutenlang herumzukneten und ihn dann in den Mund zu stecken.
Eine gute Methode, die aber nicht immer funktioniert, ist, den Kaugummi gezielt in die Zwischenräume eines Abflussgitters zu spucken.
Meistens landet er aber auf dem Gitter - laut Murphy’s law zu 100 Prozent. Der Versuch, ihn mit der Schuhspitze dem Abflusssystem zuzuführen, geht auch meist daneben und das Ergebnis sind Kaugummischuhsohlen, die den Besitzer vor dasselbe Reinigungsproblem stellen wie Ken Livingstone und seine Stadtväter.
Den Kaugummi in einen Abfallbehälter zu spucken, lehne ich aus hygienischen Gründen ab.
Ich habe alle Varianten ausprobiert.
Wenn ich ihn schlucke, bekomme ich ein Hungergefühl und der im Mund nicht mehr wahrnehmbare Pfefferminzgeschmack tut meinem Magen nicht gut.
Das Einwickeln in Papier und anschließendes Verstauen in der Handtasche habe ich aufgegeben. Ich kann mir nicht jeden Monat eine neue Handtasche kaufen.
Einen Kaugummi einfach so auszuspucken schaffe ich nicht.
Erstens, weil es ungezogen ist und von schlechten Manieren zeugt und zweitens, weil ich ein schlechtes Gewissen habe.
Ich halte es so:
I sometimes swallow.
I sometimes spit.
Ganz heimlich.
Und das schlechte Gewissen verdränge ich.
Aber ich kaue ohnehin selten Gummi.
Es gibt ja diese wunderbaren kleinen farblosen Plättchen mit Pfefferminzgeschmack, die sich nach einigen Sekunden auf der Zunge auflösen.
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