Mittwoch, Jänner 18, 2006

morgenstund

Ich könnte den Tag mehr genießen, wenn er nicht so früh anfinge.

Mein erster Wecker läutet um halb sieben.
Der zweite dann eine Viertelstunde später
Und der dritte um fünf nach.
Um zehn nach sieben stehe ich auf.
Licht vertrage ich nicht viel um die Zeit.
Das heißt, ich frühstücke im Halbdunkel.
Ich schalte nur das Licht im Badezimmer ein und lasse die Tür einen Spalt offen.
Ich will nicht reden. Und ich will auch nicht vollgequatscht werden. Ich will einfach meine Ruhe.
Heute war es besonders schlimm. Besonders dunkel.
Wegen des starken Schneefalls.

Fast hätte ich mich täuschen lassen in den letzten Tagen hellen Sonnenscheins.
Um die Mittagszeit, wenn ich kurze Zeit am Balkon saß, hörte ich manchmal, ganz leise, ein Tropfen. Es kam vom großen Eiszapfen am Dach.
Fast hätte ich gemeint, die ersten, ganz leisen Anzeichen sind da.
Ich habe das Wort Frühling vorläufig aus meinem aktiven Wortschatz gebannt..
Heute ist tiefster Winter.
Der Schneewechte am Garagenvordach hängt gefährlich weit herab.
Zweimal hab ich die Hausverwaltung schon angerufen.
Aber es tut sich nichts.
Ich hoffe nur, dass sie nicht gerade herunterklatscht, wenn ich das Garagentor öffne.
Jedenfalls war meine Laune heute früh nicht die beste.
Zu spät aufgestanden.
Nicht mal Zeit, die Zeitung aus dem Postfach zu holen, um sie zu überfliegen.
Eiligst duschen, Haare waschen und fönen.
Und dann der Ärger am Parkplatz weil einige Kollegen nicht Platz sparend parken können oder wollen und ich fünfzig Meter entfernt parken muss; danach durch den tiefen Schnee stapfe, ausrutsche und klatschnass fast zu spät komme.
Ich weiß, ich bin undankbar.
Ich brauche fünf Minuten mit dem Auto zu meinem Arbeitsplatz, ich komme nie später als um halb drei nach Hause und der Verdienst ist auch angemessen.
Gerade eben las ich den heutigen Spruch in meinem Sprüchebüchlein.

„Lebensglück besteht darin, es sich zur Gewohnheit zu machen, den Tag mit mehr Frohsinn und Freude zu beginnen“.

Vielleicht schaffe ich es morgen, um sechs Uhr aufzustehen, ausgiebig und lange zu duschen, mit einem Lächeln auf den Lippen in der hell erleuchteten Küche mein Frühstück zu verzehren, die Zeitung in Ruhe zu lesen und voll Freude und ohne Hektik zu Fuß in die Arbeit zu gehen.
Ich habe leichte Zweifel, dass es mir gelingt – laut Wetterbericht schneit es morgen den ganzen Tag.

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